Weich wie Stahl und hart wie ein Hasennest

Ich habe ja mit Charles Bukowski viel gemeinsam. Ok, er konnte viel besser schreiben als ich. Ok, er hatte mehr Erfolg bei Frauen. Ok, er ist wesentlich bekannter als ich. Und er mochte Müller Thurgau richtig gerne. Nun ja, soviel haben wir offenbar doch nicht gemeinsam.
Als ich wieder einmal Lust auf Wein hatte, war ich bei einem Weinhändler meines Vertrauens, um mich mit ein paar Flaschen von Christian Stahl einzudecken.
Ihn „kenne“ ich schon eine ganze Weile. Irgendwann einmal, auf der ProWein in Düsseldorf, gab es einen Stand von Stuart Pigotts „Wein hilft“. Es war zu vorgerückter Stunde und Pigott noch besser drauf als sonst. Die Stahls waren noch ziemlich unbekannt schenkten freudig und fleißig aus. Schon damals gefielen mir ihre Weine aus Franken, die so unfränkisch waren. Inzwischen haben sie sich nicht nur in Franken einen Namen gemacht. Und Stuart Pigott durfte im Weingut sogar mehr als ein Praktikum machen und etwas Winzer spielen.
Wo war ich? Ach ja, ich packte mir ein paar Flaschen ein. Bis ich gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, einen Wein namens „Hasennest“ vom gleichen Winzer zu probieren. Irgendwie konnte ich da nicht nein sagen. Und tatsächlich, der hat mir gefallen. Und, es war ein Müller-Thurgau.
Und da ich der Meinung bin, dass man einen Wein erst nach der ganzen Flasche richtig beurteilen kann, hab ich doch einfach eine mitgenommen.
Der „Hasennest“ kommt aus dem Tauberzeller Hasennestle. Das klang wohl etwas zu fränkisch. Angesiedelt ist er in der mittleren Stahl-Linie. Damaszener Stahl. Den Namen mag ich. Die Einsteigerlinie heißt Feder Stahl und die Spitze Edel Stahl. Dabei denke ich zwar eher an Küchenspülen, aber es ist eigentlich irrelevant. Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht denjenigen, der dem Angler zusieht.
So, jetzt zum Wein. Moment? Müller Thurgau? Ich rieche Quitte. Und man stolpert einen weißen Kiesweg an Zitronenbäumen entlang. Im Sommer.
Schmeckt! Sehr knackig frisch. Kumquats. Nicht aufdringlich. Und die verschwinden nicht einfach. Sie bleiben noch eine Weile am Gaumen hängen. Die Säure? Ordentlich. Aber nicht zuviel. Wie die Zunge an einer Flachbatterie.
Einen Müller Thurgau hätte ich bei einer Blindprobe wohl nicht erkannt. Wieder einmal. Man sieht mich begeistert.
Das wird vermutlich nicht meine letzte Flasche vom „Hasennest“ gewesen sein. Ganz sicher nicht. Ich hab ja nun richtig vorgekostet. Und vielleicht finde ich ja irgendwann noch ein paar weitere Gemeinsamkeiten mit Bukowski…

Winzerhof & Weinrestaurant Stahl
Lange Dorfstraße 21
97215 Auernhofen
www.winzerhof-stahl.de



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