Too young to Rock’n Roll and too old to… (Jungweinprobe 2015)

Auch wenn es hier in letzter Zeit etwas ruhig war bedeutet das ja nicht, dass ich nur rumgelegen habe. Ich war schon viel unterwegs. Zum Beispiel wieder auf der Großen Gemeinsamen Jungweinprobe Sachsen und Saale-Unstrut (GGJSUSU). Die war diesmal wieder in Dresden, im OstraPark, was meinen persönlichen Aufwand erheblich reduzierte und mir somit sehr entgegen kam.

Die obligatorisch zu absolvierende Pressekonferenz war erfreulich kurz und lässt sich auf eine Standardfloskel reduzieren: Das Jahr war nicht einfach. Sowohl in Saale-Unstrut, als auch in Sachsen. Gut, ist es ja nie. Es sei denn, wir haben mal einen Jahrhundertjahrgang.
Der erste Überblick sagt, wie so oft, pauschalisieren lässt sich hier gar nichts.
Einige (der kleineren) Weingüter haben gefehlt. Das war manchmal ein wenig schade, aber verständlich. Muss man doch – gefühlt – mehrere dutzend Flaschen einreichen. Die wären dann weg. Da überlegt man sich so was dreimal. Aber natürlich waren auch genug Güter dabei, bei denen ein Fernbleiben… lassen wir das.

Der Knaller des Tages, ich fange gleich damit an, war natürlich ein Goldriesling. Selbiger war nicht nur für mich die Nummer Eins. Ein Tröpfchen, welches das Wort „Spargelwein“ auf eine neue Ebene „hob“ und im Abgang mit einem soliden Mittelstrahlaroma glänzte. Ich glaube fast, dieser… ähmm… Wein dürfte in diesem Jahr nicht mehr zu toppen sein. Und, liebe FreudInnen, ich habe in letzter Zeit einige Goldrieslinge probieren müssen dürfen. Es ist ja inzwischen leider so, dass mir diverse Winzer und Kellermeister gerne, unter Vorsatz, einen Goldriesling unterjubeln. Die sind dann gar nicht mal sooo übel. Aber gut…? Naja. Das funktioniert jedenfalls so gut, dass ich mir überlege jetzt immer zu behaupten, dass ich mit Auslesen überhaupt nichts anfangen kann.

Ansonsten, recht solide der Jahrgang. Zumindest da, wo ich probiert habe. Ich picke mir heute nur ein paar Weine heraus, welche ich für erwähnenswert halte.  Wen ich nicht erwähne, halte ich entweder für nicht erwähnenswert oder ich vermag aus anderen Gründen (noch) nichts dazu zu sagen.

Bei Saale-Unstrut sind wie immer Pawis, Gussek und auch Lützkendorf wieder eine recht zuverlässige und sichere Bank. Die Weingüter Born und Bobbe sind auch interessant, zumindest bei den Sachen die ich probiert habe.
Die Weine von Matthias Hey gefallen mir sowieso. Da bin ich immer etwas voreingenommen und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. So kam dann auch der – für mich – beste Wein des Tages von ihm. Eine 2013 Cuvèe „Breitengrad 51“. Sehr geiles Zeug. Saftig, knackig, bissig. UND trotz Jahrgang 2013 noch viel zu jung. Zwischen diesem und dem oben genannten „Spargelwein“ liegen Lichtjahre.

Bei den Sachsenweinen sieht es da, mangels Angebot, immer etwas dünner aus. Angebotstechnisch.
Martin Schwarz, als jüngstes Weingut (am Mariaberg) war zwar anwesend, aber mit einer kleinen Auswahl. Da ich schon einiges mehr probiert habe, kann ich sagen, es läuft gut an. Was für eine Überraschung! Not.
Kleiner Tipp: Der Blanc de Noir. Selbiger war zwar nicht dabei, ist aber trotzdem geil.
Frédéric Fourré hat auch ein paar nette Sachen gemacht. Der Weißburgunder und der Kerner & Gutedel zum Beispiel.
Da ich meinen Ignoranz-Horizont hin und wieder verschiebe, habe ich mir zum Beispiel endlich mal wieder das Weingut Jan Ulrich angetan. Die haben offenbar zu viel Zeit dort, das Ergebnis ist dann die „Spielerei“. So ein Orange-Zeug. Sowas gefällt mir ja grundsätzlich schon mal. Und die „Spielerei“ macht da gar keine Ausnahme. Auf der Jungweinprobe war der natürlich nicht zu probieren. Ist klar. Würde ich aber gerne. Eher als manche Federweißerqualitäten, die auf solchen Veranstaltungen präsentiert werden.

Auf die Watchlist sollte man jetzt unbedingt das Weinhaus Schuh aufnehmen. Matthias Schuh hat hier das Ruder übernommen und was ich bisher von ihm hören, sehen und probieren konnte, gefällt mir gut. Kein Biolabel-Gedöns, sondern konsequente Nachhaltigkeit. Leidenschaft und Biss im Weinberg und Keller. Hin zu jungen Weinen, aber weg vom sächsischen Jungweinfetischismus. Und damit man die Neuausrichtung auch auf der Flasche sieht, gibt es demnächst auch ein neues Design.

Ja, es hätte durchaus schlimmer kommen können. Solange wie dieses Mal, war ich noch nie auf einer Jungweinprobe. Das könnte allerdings auch daran gelegen haben, dass ein sächsisches Staatsweingut ein Art VIP-Zelt aufgeschlagen hatte, in welches man, unter anderem, auch mich hineinkomplimentiert hatte. Dort gab es dann ein sehr ordentliches Buffet, nette Gespräche und … naja… der Wein war dann auch so übel nicht.

Wer noch etwas anderes dazu lesen will, kann es bei den Herren Müller und van Stipriaan tun. Die sind ja hin und wieder etwas schneller als ich…



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